Kurzbiographie der Komponisten
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Vivaldi ist, als ältestes von 9 Kindern, 1678 in Venedig geboren, einer Stadt, in der das Musikleben blühte: 10 Opern- und Theaterhäuser, hervorragende Kirchenmusik in San Marco, hoch stehende Pflege der Vokal- und Instrumentalmusik in den „Ospedali“. Sein Vater, Barbier und sehr guter Geiger, erteilte Antonio den ersten Violinunterricht; der Zehnjährige spielte mit ihm bereits im Dom-Orchester. Orgel- und Theorieunterricht erhielt er bis zu seinem 12. Lebensjahr bei G. Legrenzi. Später förderte ihn die Ausbildung zum Priester auch musikalisch. 1703 empfing er die Priesterweihe, konnte wegen körperlicher Beschwerden jedoch sein Amt mit täglichem Messe-Lesen kaum ausüben und wirkte dann als Lehrer und ab 1716 als Leiter am Musikseminar des Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus für Mädchen. Während der glänzende Geigenvirtuose hervorragende Instrumentalistinnen heranbildete, entwickelte er für sie als Komponist aus dem Concerto Grosso die Form des Konzerts für Soloinstrumente (zumeist Violine) und Orchester. Vivaldi komponierte viel (allein über 400 Solokonzerte!) und mit großer Leichtigkeit. Er schrieb auch Kirchenmusik und Opern, als deren Impresario er sich betätigte. Sein Ruhm führte ihn nach Dresden, Prag, Paris und London und er folgte schließlich einem Ruf an den Kaiserhof nach Wien, wo er bald nach dem unerwarteten Tod von Karl VI. im Juli 1741 starb. Doch das Ospedale war Zentrum und eigentlicher Quell seines Schaffens. Er komponierte, als sei er im inneren Gespräch mit diesen jungen Menschen und ihrem musikalischen Werden. Ihnen erzählte er in der Sprache der Musik unmittelbar aus seinen Lebenserfahrungen. – Dass diese Direktheit des Ausdrucks uns auch heute noch ansprechen kann, wird erlebbar an der Interpretation der hier erklingenden Sonate. (original für Cello und basso continuo).
1685 als jüngster Sohn des Stadtmusikus Ambrosius Bach in Eisenach geboren, früh verwaist bei seinem älteren Bruder, Organist in Ohrdruf, aufgewachsen und musikalisch gefördert, dann in der Michaelisschule Lüneburg weiter ausgebildet, wirkte Johann Sebastian Bach ab 1703 als Geiger, Hof- Organist, Konzert- und Kapellmeister zwischen Weimar, Arnstadt, Mühlhausen und Köthen, bis er 1723 als Thomaskantor und Musikdirektor nach Leipzig berufen wurde. Diese Stelle bekleidete er bis zu seinem Tode 1750. Sein Wirken entfaltet sich auf geographisch engem Raum. Auch dort lernt er, frisch aus Italien und Frankreich importiert, Vivaldis Konzerte und Lullys Orchestersuiten kennen und nimmt diese Formen ebenfalls in sein reiches Schaffen auf. Dem Grundsatz seines frühen Vorbilds Buxtehude folgend „Nicht den Menschen, sondern Gott!“ strebt er, besonders im Spätwerk, nach einer reinen, absoluten Musik. „Alles in Einem“ wird ihm zum Grundsatz. Äußerlich lebt und schafft er in vorgegebenem Rahmen; von innen her ist er mit jeder seiner Kompositionen auf der Suche nach dem „Einzig Wahren“. So erfüllt und sprengt er zugleich das Gegebene. Formal auf dem Generalbass aufbauend, den Kontrapunkt und die Melodik neu belebend wird er zum Meister der „Kunst der Fuge“, die seine Instrumental- und Vokalwerke prägt. Die Air aus der Orchestersuite D-Dur unterscheidet sich von der Ouvertüre und den folgenden Tanzsätzen dadurch, dass sie nur im Streicherklang instrumentiert ist. Hier erklingt sie wiederum in einer Bearbeitung mit besonderer Klangfarbe. Die durchlässige Interpretation lädt den Zuhörer ein, still zu werden und tief in Bachs Musik hinein zu lauschen.
Als einziger Sohn einer italienischen Emigrantenfamilie ist Astor Piazzolla 1921 in Mar del Plata, Argentinien, geboren. Vierjährig kommt er mit seiner Familie nach New York, wo sein Vater Arbeit fand. Jazzbegeistert lernt der Heranwachsende nur dem Vater zuliebe Bandoneon spielen, entdeckt für sich den Tango erst bei der Rückkehr nach Argentinien, entwickelt jetzt sein Spiel zu außergewöhnlicher Perfektion und tritt auf mit einer Gruppe, für die er bald auch Tangomusik arrangiert. Von Arthur Rubinstein motiviert, studiert er Komposition bei Alberto Ginastera und ist bald sehr erfolgreich. Seine Sinfonie „Buenos Aires“ (1953) und die „Sinfonietta“ (1954) werden preisgekrönt. Doch muss er sich öffentlich von seinen früheren Tango-Kompositionen distanzieren. In gehobenen Kreisen seines Landes galt der Tango als Tanz in Bordellen und als äußerst unschicklich. Ein Stipendium führt ihn nach Paris zu Nadia Boulanger. Ihr untrügliches Stilempfinden lässt die mit Strawinsky befreundete Professorin sagen, als Piazzolla ihr schließlich einen Tango vorspielt, das erst sei der „wahre“ Astor, das sei ehrliche Musik, alles andere könne er vergessen. Die Pariser Avantgarde begrüßte solch gewagte Neuerungen begeistert. Durch den unerwarteten Zuspruch aus Europa besinnt sich Piazzolla auf seine Wurzeln und entwickelt den „Tango Nuevo“, eine konzertante Form, die auch in Argentinien die Konzertsäle erobert. Er arbeitet mit eigenen Ensembles, Dichtern, populären und weltberühmten Musikern zusammen. Den Tangorhythmus trifft man in seinen vielseitigen Werken, einschließlich Filmmusik, als charakteristisches Stilelement. Die geplante Oper über die Entdeckung Amerikas konnte er nicht mehr verwirklichen. Er starb am 4. Juli 1992 in Buenos Aires unerwartet an einem Hirnschlag. Piazzollas Lebensgeschichte ist zugleich eine Geschichte des Tango. Neben den 300 Tangos, die er schrieb, nennt er eines seiner Werke „Histoire du Tango“. Im Aufbau gleicht es einer barocken Suite. Die Satzbezeichnungen weisen auf die Entwicklungsstufen des Tangos hin: Bordell 1900 – Café 1930 – Night Club 1960 – Concert d’aujourdhui. Daraus erklingt hier das 2. Stück. Ursprünglich für Flöte und Gitarre geschrieben, ist auch in dieser Duo-Besetzung etwas von der unbekümmerten Kraft und Spielfreude argentinisch impulsierter Musik zu spüren.
1887 in Rio de Janeiro geboren, erhielt Villa-Lobos von seinem Vater, einem Bibliothekar, ersten Cello-Unterricht. Nach dem Tod seines Vaters suchte sich schon der Zwölfjährige (gegen den Willen seiner Mutter) seinen eigenen Weg in der Musik, komponierte, spielte Cello und Gitarre in Tanz- und Theaterorchestern, studierte auf der Suche nach den rechten Lehrern auch am Nationalen Musikinstitut in Rio, erhielt jedoch wesentlichere Anregungen für seine Musik bei den Indios, als er 1905 eine Expedition ins Innere Brasiliens begleitete. Als Komponist hatte er immer ein offenes Ohr für die vielfältige Volksmusik Brasiliens, ihre Spontaneität, rhythmische Energie und einfache Schönheit der Melodie. In vorgegebene Kompositionsschemata wollte er sich nicht pressen lassen. Er sah sich selbst als einsamen Wanderer, der die verschiedensten Landschaften durchquert, Musik erlauscht, sammelt und in sich bewegt, bis sie aus seiner eigenen Seele erklingt: individuell, echt und wahr. Auf ähnliche Art studierte er andere Komponisten, angefangen von Bach über Wagner, Puccini u.a. bis Strawinsky, Satie, Milhaud, die er kennen lernte, als ihn ein Stipendium zwischen 1922 und 1930 nach Paris führte. Durch Arthur Rubinstein in aller Welt aufgeführt, in Europa geschätzt und in Brasilien geehrt als nationaler Komponist, kümmerte er sich ab 1930 engagiert um die Musikerziehung in seinem Lande und wurde 1942 Leiter des Musikschulwesens in Brasilien. Er gründete das Conservatório Nacional de Canto Orfeonico und 1945 die Academia Brasileira de Música. Als Dirigent seiner Werke hoch geschätzt, unternahm er ausgedehnte Konzertreisen in den U.S.A und Europa. Er starb 1959 in Rio de Janeiro. Villa Lobos schrieb über 2000 Werke aller Gattungen. Er komponierte eine Serie von 14 „chóros“ (Serenade, entwickelt aus einem brasilianischen Volkstanz). Am berühmtesten unter seinen Werken mit ganz eigener Handschrift sind die Bachianas Brasileiras, 9 Stücke für verschiedene Vokal- und Instrumentalbesetzungen. Dabei brachte er Bachs kontrapunktische Technik ins Gespräch mit der eigenständigen Linienführung brasilianischer Melodik. Die Nr. 5, aus der hier die Aria erklingt, war ursprünglich für Sopran und 8 Celli geschrieben und wurde von ihm selbst für Gesang und Gitarre bearbeitet. Beim Hören der hier vorliegenden Aufnahme erlebt man, dass auch ein Cello singen kann.
Granados wurde 1867 in Lérida, Katalonien, in die Zeit hineingeboren, in der die spanische Musik sich wieder auf ihre eigenen Wurzeln besann. Er studierte in Barcelona bei Felipe Pedrell, der als erster die ursprünglichen Elemente spanischer Musik wieder in seine Kompositionen aufnahm, und gehörte neben Isaac Albeniz und Manuel de Falla zu den drei berühmtesten Schülern Pedrells. Durch ein Stipendium gefördert, studierte er 1887 Klavier in Paris. Dort bekam er etwas zu spüren von der Sehnsucht nach dem „Wahren“ – in Abkehr von den alten ästhetischen Gestaltungsprinzipien der schönen Künste. Ab1889 lebte Granados in Barcelona als Konzertpianist und Lehrer. Aus seiner eigenen Schule sind viele bedeutende Pianisten hervorgegangen. Er selbst galt als „geborener“ Pianist, der so in seinem Klavierspiel lebte, dass er gelegentlich bei einem Konzert, wenn er z.B. Beethoven vortrug, frei zu improvisieren begann und bei eigenen Klavierkompositionen oft nur Melodie und Bassverlauf notierte, um schon die ganze Musik innerlich vor sich zu haben. Seine 12 „Danzas Espagnolas“ für Klavier erfreuten sich großer Popularität ebenso wie die von den Werken des spanischen Malers Francisco Goya inspirierte Klaviersuite „Goyescas“. In Paris begeistert gefeiert, wurde er gedrängt, neben seiner ersten Oper „Maria del Carmen (1898) daraus nun auch ein Bühnenwerk zu schaffen. Da die Realisierung wegen des 1. Weltkriegs in Paris nicht mehr möglich war, wurde die Oper im Januar 1916 in New York mit großem Erfolg uraufgeführt. Als er mit seiner Frau im März 1916 nach Europa zurück reiste, wurde sein Schiff „Sussex“ von einem deutschen Torpedo getroffen. Beide Ehegatten ertranken. Das hier erklingende Andante aus Danza Espagnola Nr.5 lässt ahnen, wie sehr er mit seiner Musik den Nerv seiner Zeit traf, deren Avantgarde in Paris auf der Suche nach einer neuen Realität im „Jetzt“ war. Unter den vielen Bearbeitungen seiner Klavierwerke kommt die Duo-Besetzung mit Gitarre und Cello dem „spanischen Klangbild“ sicher recht nah.
1906 in Porto Allegre, Brasilien, in eine Musikerfamilie hineingeboren, entwickelte Gnattali schon als Teenager eine Vorliebe für populäre Volksmusik. Klavier und Violine beherrschte er gekonnt für die klassische Musik. Daneben lernte er die volkstümlichen Instrumente Cavaquinho und Gitarre. Er studierte Komposition bei Fontainha Guilhome sowie Klavier und Bratsche am Instituto Nationale de Musica in Rio de Janeiro. Seine Werke umfassen Symphonien und andere klassische Formen der Instrumentalmusik sowie populäre Musik. Besonders erfolgreich war er mit Kompositionen, die Elemente des Jazz und der Klassik verbanden (sinfonischer Jazz). Auch schrieb er gern für ungewöhnliche Besetzungen wie z.B. ein Konzert für Mundharmonika. Um die Beachtung seiner klassischen Werke nicht zu gefährden, ließ er später seine beliebten populären Werke unter dem Pseudonym „Vero“ veröffentlichen. Gnattali war Mitglied in der von Villa-Lobos gegründeten Academia Brasileira de Musica. Doch ganz anders als dieser organisierte er nicht selbständig Konzerte zur Verbreitung seiner Werke. Er bewegte sich eher auf gebahnten Wegen. Als ausführender Musiker spielte er – wie viele andere – in Kinos und Tanzorchestern und unternahm später mit seiner eigenen Gruppe „Sextetto de Radames“ eine Konzert-Tournee nach Europa und Israel. Als Komponist arbeitete er hauptsächlich für Radio- und Fernsehsender, für die er arrangierte, orchestrierte, dirigierte, konzertierte und auch Filmmusik schrieb. Er starb am 3. Februar 1988. Die hier erklingende Sonate ist für Cello und Gitarre geschrieben. Mit seinem Spürsinn für ungewohnte Zusammenklänge verschiedenartiger Instrumenten hat er diese Besetzung für sich entdeckt. Hier wird die klassische Form der dreisätzigen Sonate zum Schmelztiegel, in dem sich südamerikanische Rhythmik, Jazz-Elemente und moderne Klänge eigener Art zu einem neuen Ganzen verbinden. 1835 in Paris geboren, wurde schon der Zehnjährige Camille von der Pariser Presse als Wunderkind am Klavier gefeiert. Am Konservatorium in Paris studierte er Orgel und Komposition. 1855 wurde seine erste Symphonie aufgeführt.. Von 1858 bis 1877 war er Organist an der berühmten Kirche Saint Madeleine in Paris. Von 1861 bis 1865 unterrichtete er eine Klavierklasse an der von Louis Niedermeyer gegründeten privaten Musikschule. Mit seinem berühmtesten Schüler Gabriel Fauré verband ihn bald eine Freundschaft wie auch mit Friedrich Liszt, der sein Orgelspiel außerordentlich schätzte. Als Pianist und Organist bewundert, war er als Komponist in Frankreich eher umstritten. Wer etwas werden wollte, musste Opern komponieren im italienischen Belcanto-Stil. Instrumentalmusik, die einen Großteil seiner Werke ausmacht, war weniger beliebt. So spielte er die Uraufführung seines 1. (1865) und 3. Klavierkonzerts (1869) in Leipzig und seine erste (später berühmteste) Oper „Samson und Dalila“ (in Frankreich wegen des biblischen Themas zunächst abgelehnt) wurde 1877 in Weimar uraufgeführt – beides durch Liszt vermittelt. Während Saint-Saëns zunächst als einer der Ersten in Frankreich auf die Genialität Wagners hinwies, warnte er später vor übertriebenem Wagner-Glauben. Das schuf ihm in Frankreich und in Deutschland Feinde. Sein neoklassizistischer Stil wurde als veraltet kritisiert, jedoch seine aus französischem Formempfinden neu entwickelte Art der symphonischen Dichtung nicht genügend erkannt und gewürdigt. Hingegen wurde sein launig-humoristisches Werk für kleines Orchester und zwei Klaviere „Le Carnaval des Animaux“ (mit leichter Hand eher zur Erholung komponiert), derart euphorisch aufgenommen, dass er weitere Aufführungen um seiner „eigentlichen“ Werke willen Zeit seines Lebens untersagte. Von mancherlei Kämpfen und Auseinandersetzungen erholte sich Saint-Saëns gern in südlichen Ländern. Oft hielt er sich in Spanien auf. Aus diesem Ferienland hat er wohl manche „spanischen Klänge“ und impulsierende Anregungen mitgebracht. Als Dirigent und Interpret seiner (Klavier) Werke unternahm er ausgedehnte Konzertreisen in Europa, den U.S.A, Südamerika, im Mittleren Osten und Ostasien. Er starb 1921 in Algier. Das hier erklingende Stück „Der Schwan“ nimmt im „Karneval der Tiere“ eine Sonderstellung ein. Es ist nur für Cello und Klavier geschrieben, wurde 1905 auf Bitten einer russischen Ballerina für Ballettaufführungen frei gegeben und erlangte als „sterbender Schwan“ eine eigene Berühmtheit.
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