Kritik Laufenburg  Badische Zeitung, 4. Oktober 2006

 

Farblich und klanglich höchst nuancenreich

 

"Akkorde": Nicolau-Gitarrentrio zeigt sich im Schlössle als perfekt harmonierendes Ensemble

LAUFENBURG. Drei junge Gitarristen, jeder für sich ein Könner, und zusammen ein perfekt harmonierendes Ensemble von ausgefeiltem Klang. So stellte sich das Nicolau-Gitarrentrio bei seinem Konzert im Rahmen des "Akkorde"-Festivals im Laufenburger Schlössle vor.

Das Trio mit Christian Wernicke, Andreas Schumacher und Armin Korn nennt sich nach dem zeitgenössischen griechischen Komponisten Dimitri Nicolau, der seit langem in Italien lebt. Von Nicolau hörte man auch eines der interessantesten Stücke des Abends: "Drei Tänze", die sich noch an der griechischen Volksmusik orientieren. Es war ein spannendes Hörerlebnis, wie Nicolau Elemente, Themen, Melodien und Rhythmen der Folklore seiner Heimat aufgreift und mit modernen Anklängen mischt. Und das Nicolau-Trio nutzte das raffinierte dynamische Spektrum und die Ausdrucksmöglichkeiten der Gitarren bis hin zu perkussiven Schlägen geschickt aus. Der "Summer Dance" klang wunderbar fröhlich, beschwingt, unbeschwert - genau das Richtige jetzt, wo sich der Herbst ankündigt.

Ein sehr schönes Programm mit viel Spanischem und Südamerikanischem

Die Interpreten hatten überhaupt ein sehr schönes Programm mitgebracht, mit viel Spanischem und Südamerikanischem. In höchster klanglicher Feinheit Poesie und Präzision spielten sie schon eingangs die "Valses poeticos" von Enrique Granados. Diese eigentlich für Klavier komponierten "Valses" wurden von dem Gitarrentrio sehr transparent, subtil und differenziert ausgeleuchtet. Leise Wehmut und Melancholie schwang mit in einem Stück von Tangokönig Astor Piazzolla In Duo-Besetzung. Und solistisch brillierte Schumacher in den "Recuerdos de la Alhambra" von Francesco Tarrega, die er sehr empfindsam und feinsinnig in den spanischen Farben, Erinnerungen und Stimmungen auskostete.

Mit der "Musica Incidental Campesina" des Kubaners Leo Brouwer ging es nach der Pause weiter. Korn und Wernicke interpretierten dieses Stück von Brouwer in feinsten Schattierungen und spieltechnisch beeindruckend souverän. In zwei Solo-Stücken zeigte der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Wemicke, was für ein brillanter junger Gitarrist mit absoluter Griffsicherheit und sensiblem Klangsinn er ist. Im Wiegenlied eines unbekannten Meisters ließ er seine Gitarre wunderbar warm klingen, spielte das eher traurige Lied mit großer Einfühlsamkeit. Und "EI Choclo" des Argentiniers Angel Villoldo, einen der ältesten und berühmtesten Tangos überhaupt,  spielte Wernicke mit viel Gespür und Gefühl für den Rhythmus und das Melancholische des Tangos.

Zum Abschluss begeisterte das Trio mit einer farblich und klanglich höchst nuancenreichen Wiedergabe einer Suite aus Bizets "Carmen". Man konnte sich die Szenen und Figuren der Oper lebhaft vorstellen, so gut erfassten die Gitarristen die Atmosphäre, die Stimmungen, das Flair, den irisierenden Klang der Musik. Die sinnliche Verführungskraft der Titelheldin in der Habanera, der stolze Torero, das "Chanson Bohème", die mal zarten, mal leuchtenden Farben, die rassigen Rhythmen, bei denen einmal die Gitarre den Klang der Kastagnetten nachahmte - das alles wirkte im verfeinerten, intimen Klang der Gitarren höchst delikat und subtil - und im Finale mit wohldosiertem Funken Temperament. Viel Beifall und zwei Zugaben.           

Roswitha Frey